Wie flirtet man mit Algorithmen? – Social Media-Workshop im Coconat

Wie man auch ohne Hunde- und Katzenvideos erfolgreich eine Community im Netz aufbaut und eine professionelle Social-Media-Strategie mit kleinem Budget umsetzt, das lernten die Teilnehmenden im Rahmen unseres „Wir zu Lande“-Workshops im Januar mit Social-Media-Trainerin und Journalistin Kathrin Lucia Meyer.  Die Veranstaltung, die im Coconat Space in Klein Glien stattfand, wurde pandemiebedingt im Hybridformat, also in Präsenz und online, angeboten. Neben einer netten Runde im Coconat waren zwei Teilnehmerinnen online über Google meet dabei.

Die Teilnehmenden aus der Region Brandenburg konnten im Rahmen des Workshops eigene, bereits recht erfolgreich laufende Social-Media-Seiten wie jene des ZEGG in Bad Belzig (mehr als 5600 Follower bei Facebook!), betreut durch Annik Trautzettel, weiter optimieren sowie Strategien für komplett neue Seiten überlegen.

Zu einer der jüngeren Plattformen mit „sehr großem Potenzial für Social-Media-Themen“ zählten laut Referentin dabei die Seiten des „LANDEPLATZ Nordwestbrandenburg“, das Rückkehr- und Zuzugsprojekt für die Landkreise Prignitz und Ostprignitz-Ruppin. Projektkoordinatorin Sarah Krasselt betreut hier bereits erfolgreich die Facebook-  und Instagram-Seite. Bei der gemeinsamen Analyse der Teilnehmerseiten, erkannten die Teilnehmer*innen selbst, worauf die User*innen – und na klar die Algorithmen der jeweiligen Plattformen – am besten anspringen: neben dem Klassiker Sonnenuntergangsfoto am Meer nämlich vor allem auf Menschen oder – na klar – Hunde und Katzen!

Und so habe sich beispielsweise ein Post zur Vorstellung der Projektkoordinatorin Sarah als einer der bislang erfolgreichsten Posts auf den Seiten des LANDEPLATZ Westbrandenburg erwiesen. Die Initiative soll dabei unterstützen, beide Landkreise und die Menschen, die dort wohnen, besser kennenzulernen und zu vernetzen.

Social-Media-Trainerin Kathrin Lucia Meyer motivierte, sich zu trauen, im Netz Gesicht zu zeigen: „Wenn ihr keine Scheu vor der Kamera habt, flirtet mit dem Algorithmus: postet am besten immer wieder auch Bilder von euch, macht vertikale Videos, sprecht direkt in die Kamera. Menschen lieben andere Menschen – oder eben Katzen.“

Social Media Planungstools

Social Media Management kann aber durchaus zeitaufwändig sein, denn erfolgreiche Beiträge, die möglichst viel Engagement und Interaktion in Form von Likes, Shares und Kommentaren der Follower*innen erzielen, müssen geplant und moderiert werden. Kleinere Unternehmen, Vereine oder NGOs haben meist nicht das Budget, jemanden eigens für Social Media anzustellen. Und so war es für die Teilnehmenden des Workshops besonders spannend, zu erfahren, wie diese Aufgabe möglichst kostengünstig und zeiteffizient gestaltet werden kann. Plattformeigene Planungstools wie der Facebook Creator können etwa dabei helfen, automatisierte Antwortvorlagen zu erstellen, Posts bereits vorab zu planen und zum Beispiel auch Instagram-Nachrichten am Computer-Desktop via Facebook zu beantworten, ohne dass man dazu in die Handy-App wechseln muss.

Kathrin Lucia Meyer stellte außerdem Social Media Management Tools wie Hootsuite vor, die es ermöglichen, auch in einer kostenfreien Basisversion mehrere Plattformen zentral zu managen und Beiträge für einen längeren Zeitraum zu planen, um zum Beispiel für den Urlaubszeitraum des Social Media Managers Posts voreinzustellen.

Doch auf welcher der zahlreichen Plattformen bin ich mit meinem Angebot überhaupt gut aufgehoben? „Das kommt ganz auf die Zielgruppe und das übergeordnete Ziel an“ erläutert die Referentin. „Will ich zum Beispiel als Sportverein vermehrt Kinder und Jugendliche ansprechen, dann erreiche ich sie am besten via Messengerdiensten wie WhatsApp, ggf. bei Instagram und TikTok, aber eben nicht mehr auf Facebook.“ Auch die Altersbegrenzungen der Plattformen müsse man dabei im Auge behalten. Anders sähe es dagegen bei den 30- bis 40-Jährigen aus, die durchaus noch aktiv bei Facebook seien. Dabei sei aber zu beobachten, dass gerade jene Generation gleichzeitig auch immer vorsichtiger würde, was sie öffentlich teile. Allgemein gehe der Trend schon seit Längerem dahin, sich eher in privaten und geschlossenen Gruppen auf Facebook oder in Messengerdiensten zu aktuellen Themen auszutauschen, denn im öffentlichen Feed.

Sichere Messenger-Kommunikation

Die Themen Sicherheit und Datenschutz, vor allem bei den Messengerdiensten, wurden im Workshop genauer unter die Lupe genommen. Um zu vermeiden, dass zum Beispiel bei der Verwendung von WhatsApp Metadaten (Infos zu Standort des Users, Kontaktinformationen, Uhrzeit und Häufigkeit des Kontaktes etc.) für werberelevante Zwecke in anderen zum Meta-Konzern gehörigen Apps wie Instagram und Facebook weiterverarbeitet werden, gibt es nur einen Ausweg: die Verwendung unabhängiger Messengerdienste wie Signal oder Threema. Gerade für die Kommunikation in Unternehmen, sei letztere eine DSGVO-konforme, allerdings nicht sehr verbreitet Alternative. Der Messenger Telegram bietet zwar mit Gruppengrößen von bis zu 200.000 Teilnehmer*innen eine beliebte Funktion an, aber die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Nachrichten ist nur für Geheime Chats gewährleistet.

Die ethischen und rechtlichen Fallstricke der gängigsten Plattformen (Instagram, Facebook, TikTok, LinkedIn, Pinterest, Private Messenger Dienste) bildeten einen weiteren Schwerpunkt im Kurs. Außerdem lernten die Teilnehmenden, wie sie Verstößen gegen das Urheber- und Werberrecht zum Beispiel mittels Leitfaden der Medienanstalten zur Werbekennzeichnung vermeiden können.

Beim gemeinsamen Mittagessen und Kaffeetrinken im Coconat konnten die regionalen Akteure und Akteurinnen sich weiter über ihre Projekte austauschen und gegenseitig vernetzen. Ein Win-win für alle und das A&O für Erfolg in Social Media, wie Seminarleiterin Kathrin Lucia Meyer betonte: „Social kommt ja von sozial, wir posten nie nur etwas für uns oder unser Unternehmen, sondern sollten unseren Follower*innen einen Mehrwert liefern. Gleichzeitig aber auch selbst aktiv werden und andere im Netz unterstützen, durch unsere Aufmerksamkeit, Likes, Kommentare, das Teilen wertvoller Beiträge anderer… Social Media funktioniert nur im Austausch gut.“