Die Geschichtenerzählerin

Von der Volkskorrespondentin zur Bürgerjournalisten: Eva Loth schreibt seit 40 Jahren für die Lokalzeitungen und Bürgermedien in ihrer Region. Was ihr daran gefällt und was sie manchmal herausfordert.

Mein Name ist Eva Loth und ich bin Bürgerjournalistin. Dieser Begriff ist relativ neu. Früher hieß es „Volkskorrespondent“. So wurden zu DDR-Zeiten diejenigen genannt, die für die damalige Märkische Volksstimme geschrieben haben. Geld gab es dafür nicht, ab und zu mal eine Prämie von 20 Mark. Wie ich genau dazu gekommen bin, kann ich nicht mal genau sagen. Irgendwann hatte mich jemand angesprochen, etwas über meinen Heimatort Reetz für die Zeitung zu schreiben. Da ich schon immer gern geschrieben habe, sowohl in der Schule Aufsätze und in Schülertagen auch Gedichte, hab ich das gemacht. Und dann hat sich die Sache irgendwann „verselbstständigt“.

Seit 40 Jahren freie Journalistin

 
Das war Ende der 70er Jahre. Also bin ich nun schon fast 40 Jahre dabei, mal mehr und mal weniger intensiv, was meist mit den Arbeitszeiten zusammen hing. Nach der Wende wurde die Arbeit im journalistischen Bereich wieder etwas intensiver. Als ich meinen Job verlor, versuchte ich es auf selbstständiger Basis. Aber es gab viele freie Mitarbeiter, wie man nun genannt wurde. Das Einzugsgebiet, um davon leben zu können, war zu klein. Also blieb es bei der Arbeit nebenbei. Inzwischen hatte ich mir meine erste Spiegelreflexkamera zugelegt, eine Minolta, damals noch mit Film. Ich wollte auch die Fotos zu meinen Beiträgen liefern. Im Laufe der Jahre hab ich mich auch zu einer Hobbyfotografin entwickelt.
 

Man kommt an Orte, die man sonst nie gesehen hätte

Auch wenn es teilweise anstrengend ist, es macht riesigen Spaß. Es gibt Wochen, da bin ich wirklich fast jeden Tag irgendwo unterwegs. Man kommt herum, kommt an Orte, die man sonst nicht im Traum besucht hätte und lernt viele Menschen kennen. Mitunter sogar Prominente. So durfte ich schon mit Dietmar Woidke einige Worte wechseln, die Moderatoren vom RBB kennenlernen und auch den „Alten Fritz“ und seinen Müller. Mit Günter Baaske verbindet mich inzwischen eine gute Zusammenarbeit.
 
Nun muss ich dazu sagen, dass ich nicht besonders gerne politische Berichterstattung mache. Ich bin eher der Geschichtenerzähler, liebe also Termine, wo ich über Menschen, Aktionen und Veranstaltungen schreiben kann. Da kann ich meine eigene Fantasie mit einbringen. Es gibt Veranstaltungen und Orte, wo ich jedes Jahr aufs Neue dabei bin. Dazu gehören die Veranstaltungen im Naturpark Raben, der Wiesenburger Blumenmarkt oder auch das Treckertreffen in Medewitz. Wobei es dann mitunter schon schwer fällt, immer wieder etwas Neues zu finden, über das man berichten kann. Gerne schreibe ich Beiträge über Menschen, die mir etwas über sich erzählen. Wie im vergangenen Jahr über Werner Senst aus Wiesenburg. Der wurde dann so umfangreich, dass die BRAWO Schwierigkeiten hatte, ihn unterzubringen. Oder in diesem Jahr über die Ausstellung 30 Jahre Mauerfall in der Kirche Brück.
 
Meine Familie hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass ich viel unterwegs bin. Dann bleibt zu Hause auch schon mal was liegen. Und die Freunde sehen es auch positiv, wenn ich dann mal zu einer Geburtstagsfeier verspätet erscheine, weil noch irgendwo ein Termin anlag. Da kommt schon mal der Spruch der rasenden Reporterin. Aber sie geben mir mitunter auch Hinweise zu Themen oder Personen, auf die ich sonst nicht gekommen wäre. Mitunter begleitet mich mein Mann, wenn es eine Veranstaltung ist, die ihn auch interessiert. Und dank der Redakteure der BRAWO bekomme ich dann auch meist zwei Eintrittskarten, wenn es eine kostenpflichtige Veranstaltung ist. Dafür bin ich sehr dankbar.
 
Es kommt natürlich immer mal vor, dass man etwas nicht richtig verstanden hat und es demzufolge auch falsch in der Presse steht. Das ist auch das Risiko dabei. Aber eine richtig große Panne habe ich eigentlich noch nicht erlebt. Zumindest nicht bei auswärtigen Terminen. Das passiert dann eher, wenn ich über meinen Heimatort schreibe. Ich muss die Sache als Außenstehende betrachten und nicht als Einwohner von Reetz, das verstehen einige nicht und da gab es dann schon Beschwerden, warum ich etwas so und nicht anders geschrieben habe. Und es fällt mir dann auch mitunter schwer, meine eigene Meinung außen vor zu lassen.
 
Wie ich schon sagte, fotografiere ich sehr gern. Inzwischen ist da ja vieles leichter geworden durch die Digitalisierung und auch das Equipment hat sich verbessert und vergrößert. Am liebsten mache ich Naturaufnahmen und beteilige mich damit auch an Wettbewerben. Im vergangenen Jahr hab ich mit einem Foto den Wettbewerb der VR Bank Fläming für den Heimatkalender gewonnen. Da war ich schon ein bisschen stolz. Ansonsten veröffentliche ich meine Bilder teilweise auf Fläming365, aber auch auf Facebook auf der Seite Flämingfoto. Zu gern würde ich mal eine Ausstellung mit den schönsten Fotos machen, aber dazu fehlt mit leider das Geld. Womit wir beim Thema wären. Ja, ich bin Bürgerjournalist aus Leidenschaft, aber so ganz nebenbei ist es auch ein Zuverdienst zur schmalen Rente.